[Rezension] if tomorrow doesn’t come

Titel: if tomorrow doesn’t come | Autor*in: Jen St. Jude | Verlag: Penguin | Erscheinungsdatum: 9. Mai 2023

Inhalt
Avery Byrne has secrets. She’s queer; she’s in love with her best friend, Cass; and she’s suffering from undiagnosed clinical depression. But on the morning Avery plans to jump into the river near her college campus, the world discovers there are only nine days left to an asteroid is headed for Earth, and no one can stop it.

Trying to spare her family and Cass additional pain, Avery does her best to make it through just nine more days. As time runs out and secrets slowly come to light, Avery would do anything to save the ones she loves. But most importantly, she learns to save herself. Speak her truth. Seek the support she needs. Find hope again in the tomorrows she has left.

If Tomorrow Doesn’t Come is a celebration of queer love, a gripping speculative narrative, and an urgent, conversation-starting book about depression, mental health, and shame.

Triggerwarnungen

Direkt zu Beginn in der Author’s note erläutert die Autorin die Triggerwarnungen des Buches. Ich möchte auch hier direkt am Anfang darauf hinweisen, dass man diese ernst nehmen sollte. Gleichzeitig gelingt es ihr in dieser kurzen Einleitung, etwas beruhigendes zu vermitteln. Die Hauptfigur Avery leidet unter schweren Depressionen und hat seit Jahren mit Suizidgedanken zu kämpfen. Darüberhinaus beginnt das Buch direkt mit einem Suizidversuch ihrerseits.

Solltest du mit Depressionen oder Suizidgedanken zu kämpfen haben, findest du auf der Webseite der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention eine Vielzahl an Hilfsangeboten. Du kannst jeder Zeit unter der Telefonnummer 116 123 die Telefonseelsorge erreichen. Auf der Webseite der Telefonseelsorge (https://www.telefonseelsorge.de/) gibt es auch die Möglichkeit Online oder über eine App Hilfe zu finden.

Wichtig ist auch zu beachten, dass Avery auch im Verlauf des Buches immer mit diesen Gefühlen kämpft und es nicht auf magische Weise verschwindet. Einerseits ist es für die Geschichte gut, denn viel zu oft wird der Eindruck erweckt, als bräuchte es nur eine Kleinigkeit, damit man sich wieder besser fühlt, das ist aber leider nicht immer so. Auch werden weitere schwere Themen in dem Buchbehandelt wie Mobbing, der extreme Leistungsdruck unter dem junge Menschen stehen und die damit einhergehende Versagensangst, aber allem voran der nahende Weltuntergang

Was wenn morgen nicht kommt?

Das ganze Buch handelt davon, dass ein Asteroid auf die Erde zu rast und in 9 Tagen auf diese treffen wird. Niemand kann vorhersehen, was passiert. Die Menschen verfallen in Panik, fangen an zu plündern, Flughäfen und Bahnhöfe müssen geschlossen werden, niemand kommt mehr weg. Avery schafft es gerade noch so irgendwie von ihrem College zu fliehen, gemeinsam mit ihrer Mitbewohnerin und einem ihrer Lehrer. Irgendwie gelingt es ihr auch noch ihre beste Freundin aufzusammeln und gemeinsam fliehen sie zu Averys Familie. Dort haben ihre Eltern und ihr Bruder nur eines im Sinn. Einen Bunker bauen, Vorräte sammeln und irgendwie eine Möglichkeit finden, ihre Familie zu beschützen.

Es gelingt der Geschichte unglaublich gut diese Angst und Panik zu vermitteln. Ich habe selbst angefangen mir Gedanken zu machen, wie würde ich in dieser Situation reagieren, wie würde ich damit umgehen, könnte ich das überhaupt? Diese Gedanken waren während dem Lesen so unglaublich präsent, dass ich irgendwann, etwa nach dem ersten Drittel, eine Pause machen musste. Besonders bei solchen schwierigen Themen ist es denke ich auch wichtig, sich das einzugestehen. Manchmal muss man etwas abstand nehmen zu einer Geschichte, um diese auch beenden zu können.

sich verlieben und sich nicht verlieren

Diesen letzten Teil, weis ich gar nicht so genau, wie ich beschreiben soll, ohne zu viel zu spoilern. Avery hadert, neben allem was sie sonst noch beschäfigt, auch mit ihrer Sexualität. Wobei das vielleicht falsch ausgedrückt ist. Sie ist sich dessen bewusst, aber niemand weis so richtig davon, weil sie ihre Eltern nicht enttäuschen möchte, aber auch ihren Glauben nicht unbedingt damit vereinbaren kann. Hinzukommt dass sie sehr starke Gefühle für ihre beste Freundin Cass und das nicht erst seit kurzem, sondern schon sehr lange. Doch bei ihrem letzten Treffen kam es zu einem großen Streit, nichtsdestotrotz gibt Avery alles um Cass zu schützen und einen sicheren Ort zum überleben zu geben. Cass hingegen möchte jeden der 9 Tage leben, als wäre es der letzte, möchte sich nicht einschränken lassen von der Angst und Panik. Anders als Avery, möchte sie es nicht ihren Eltern (die gerade auf den Fiji-Inseln sind) nicht recht machen, möchte sich nicht verkriechen, sondern sich Träume und Wünsche erfüllen. Für Avery, die eigentlich schon mit ihrem Leben abgeschlossen hatte, ist dies besonders schwer. Ich fand es sehr spannend und schön zu lesen, wie sie sich gegenüber Cass wieder öffnet und beide wieder mehr miteinander sprechen können, auch über die wichtigen Probleme die jede von sich mit herumschleppt.

Die Geschichte von Avery und auch Cass geht wirklich ans Herz und bis ins Mark. Selbst jetzt fällt es mir noch schwer, meine Gedanken in Worte zu fassen. Avery ist eine so faszinierende Figur, sie glaubt sich aufopfern zu müssen, damit alle anderen glücklicher sein können. Mit Blick auf den nahenden Weltuntergang weis sie jedoch nicht mehr wie sie mit diesen Gefühlen umgehen soll. Wie sie noch 9 Tage durchhalten soll, ehe vielleicht alles zu Ende ist? Manchmal habe ich das Gefühl gehabt, dass gerade diese fehlende Kontrolle und diese Unsicherheit sie in die Verzweiflung treibt. Sie kann nicht mehr daran glauben, dass auch für die Menschen die sie liebt alles noch gut sein wird, wenn sie nicht mehr da ist.

Schon lange hat mich kein Buch mehr so sehr zum nachdenken angeregt. Wie würde ich auf diese Situation reagieren, was würde ich tun, wenn ich an Averys Stelle wäre? Diese Fragen beschäftigen mich immer noch. Nach dem Buch habe ich auch erst einmal ein paar happy-fluffy-Geschichten gebraucht, um wieder aus diesem tiefen Loch zu kommen in das mich if tomorrow doesn’t come geschubst hat. Es ist vielleicht kein Buch, dass man immer und immer wieder liest, aber trotzdem eine wichtige Geschichte, auf die man sich als Leser*in einlassen sollte.

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